Montag, 29. Dezember 2014

Wort zur Woche: Immer die Liebe...


"Die wichtigste Stunde ist immer die Gegenwart,
der bedeutendste Mensch immer der,
der dir gerade gegenübersteht,
und das notwendigste Werk immer die Liebe."

Meister Eckhart
 (Mystiker und Philosoph des Mittelalters)





Zwischen den Jahren...


Über die Brücke gehen.
Ein altes Jahr verabschieden und ein neues willkommen heißen.
Den gefüllten Krug entgegennehmen. Und auskehren.
Mit Fragen, die ich mir stelle: Was hab ich 2014 alles erlebt und erfahren, bewirkt und bewältigt, verändert und verinnerlicht ?
Ich surfe mal wieder durch interessante Blogs und lasse mich inspirieren, wie diese Jahresschau - nur für mich sowie auf dem Blog - aussehen könnte.
Merke, dass diese Erkundungen, dass der Abschluss dieses Jahres Zeit braucht. Schon das Erinnern. Dann das Reflektieren. Schließlich das Resümee...
Und so lasse ich erst langsam in mir aufsteigen - und dann bunt durcheinanderwirbeln, was alles war (denn es war wieder viel !), bevor ich es bewerte und in eine feste Form presse.
Mein traditioneller fotografischer Rückblick auf das Garten- und Arbeitsjahr in der Kommune wird mir dabei helfen. Und seine Erstellung nehme ich mir auch erst nach Silvester vor.
 



Gerad glüht noch das herrliche Julfeuer in mir. Gerad wirken noch die Feiertage mit meiner Familie nach... Ich bewundere, koste, verstaue, lese meine kleinen, feinen Gaben. Kuriere Zipperlein aus und gönne mir Ruhe. Gehe in Dämmerung und Dunkelheit spazieren: Ein Sichelmond steht am Himmel. In den Dachgiebeln leuchten gelb, rot und orange, vielzackig und prächtig die Weihnachtssterne.





Zudem bereite ich mich auf eine kleine Reise vor. Denn den Jahreswechsel verbringe ich diesmal in einem Seminarhaus mit vielen Tieren, neuen Menschen und einem schönen Programm. Wir widmen uns den vier Elementen in uns, werden sie mit Traumreisen, Tänzen, Naturwanderungen und ähnlichen Übungen spielerisch entdecken - und wohl auch so Altes abschließen und Neues auf den Weg bringen können.
Dazu gibt's ein Silvesterfest mit selbst zusammengewürfeltem Buffet und Feuerritual. Und immer wieder die Möglichkeit innezuhalten, einander kennenzulernen oder Zeit mit den Tieren und Reiten zu verbringen.
Meine letzten Silvester waren eher schlicht, aber dieses Jahr sprang mich dieses Angebot einfach an. Und nun bin ich voller Neugier und Vorfreude auf diesen ganz besonderen Übergang.




Ich wünsche Euch allen einen guten Start ins neue Jahr und hoffe, dass wir uns in ihm wiederbegegnen! Persönlich oder auf diesem Blog.
Mein 2014er Fazit in Kürze - wohl zusammen mit einem Ausblick aufs neue Jahr.



Montag, 22. Dezember 2014

Wort zur Woche: Ein Licht


"Es gibt ein Licht in unserem Herzen,
 dem wir uns ohne zu zögern anvertrauen können. 
Wie ein guter Stern führt es uns auf den richtigen Weg."

Jochen Mariss 





Freitag, 19. Dezember 2014

Dunkle, helle Zeit



Schmuddlige, traurig-trübe Tage. Und diese übermächtige Dunkelheit. Sie machen mir zu schaffen. Ich bin müde vom Melanthonin im Blut. Und müde, müde vom Jahr.
Und irgendwie doch so voll stiller Freude... Wie die Lichter, die nun überall brennen, leuchtet auch etwas in mir.
Ich mache jeden Tag ein Türchen auf und lasse die Schokolade meinen beginnenden Tag versüßen. Freue mich auf die kommende Zeit des Ausruhens. Auf die Weih- und Rauhnächte und die geheimnisvolle Zeit zwischen den Jahren; auf den Jahreswechsel und all das Neue, was mit ihm kommen wird und will. In Dankbarkeit für das, was hinter mir liegt: Drei lebendige Jahreszeiten, die ich in mir pulsen fühle, auf die ich nun in der vierten, ruhigeren, gern zurückschauen mag.

Es nähert sich der kürzeste Tag, die längste Nacht des Jahres. Wir verzweifeln an Kälte und Grau; wir treten an, sie zu besiegen. Mit Teestunden, Kerzenschein und Leckereien. Indem wir uns einkuscheln mit einem guten Buch. Vielleicht (noch) ein bisschen mehr als sonst, einander Herzenswärme schenken.

Es ist eine dunkle und eine helle Zeit.




Ganz im Dunklen aufzustehen und mich auf in den Tag zu machen, fällt mir schwer. Und immer diese lange Anziehprozedur mit Mütze, Schal und oft langen Unterhosen (zumeist einfach ThermoLeggins) ! Licht ans Fahrrad stecken, prüfen, ob die Straßen dafür tauglich sind... Manchmal schlägt einem auf der Tour eisiger Wind ins Gesicht...
Doch an einigen Morgenden wurde ich belohnt, da zeigten diese Winterschatten buchstäblich ihr Licht: Auf dem Weg zur Arbeit fuhr ich in magische Sonnenaufgänge hinein. Und mein Tag war gerettet, ja verzaubert von diesem Schauspiel - draußen, hautnah.




Übertriebene Weihnachtsbeleuchtung wie in den USA, wo die Hausbesitzer sich mit ihren tausend Leuchtfiguren gegenseitig übertrumpfen, stößt mich auch in dieser dunklen Zeit eher ab. Es ist einfach ein Zuviel an Kitsch, Aufwand und Energie.
Den Anblick traditioneller Schwippbögen und einzelner leuchtender Weihnachtsterne genieße ich dagegen.
Und drinnen zünde ich natürlich gerne Lichter an...

Auf meinem geschmückten Altar (im neuen Jahr mehr von diesem meinen kleinen "Heiligtum" und Jahreszeitentisch) brennen eine dicke rote Adventskerze und ein paar Teelichter in schönen Gefäßen ringsum.
An jedem Advent eine weitere Kerze im Tannenkranz anzuzünden, ist ein schöner Brauch, mir jedoch nicht so wichtig. Ich kenne und respektiere die christlichen Tradition unseres Weihnachtsfestes, und doch feiere ich nicht wirklich die "Ankunft" (=Advent) des Jesuskindes.
Für mich ist Weihnachten wie für viele Menschen vor allem ein Fest, in dem die Familie zusammenkommt und Zeit miteinander verbringt. Eine schöne Zeit voller kleiner gemeinsamer Rituale - und dennoch mit genügend Raum für individuelle Gestaltung. Unsere Runde war in den letzten Jahren immer klein und harmonisch, ohne Geschenke- und Erwartungsdruck. Und ich schenke gerne, mache manches selbst oder sammle schon das ganze Jahr über Ideen und Kleinigkeiten, die ich dann mit Freude verziere und verpacke. Oft belebe ich in den Weihnachtsferien auch den Kontakt zu lieben Freunden und Bekannten - mit Weihnachtskarten, -mails oder -päckchen und gemeinsamen Verabredungen.




So feiere ich zu Weihnachten tatsächlich die Kraft der Liebe. Und natürlich die Wiedergeburt des Lichts zur Wintersonnenwende am 21. Dezember! Und damit alles, was sie für mich symbolisiert: Das Neuwerden, die Wende am tiefsten Punkt, die Hoffnung und das Wiedererstarken inmitten der dunkelsten Nacht - in der Natur, in unserer Seele.
Interessanterweise handelt die christliche Weihnachtsgeschichte im Kern von denselben Dingen. In einer scheinbar aussichtslosen Situation finden Maria und Josef Hilfe und Heimstatt, in der Jesus - das Neue, die Hoffnung, das Göttliche - in die Welt geboren werden kann. Sie werden von einer höheren Kraft beschützt. Den drei Königen erscheint ein Licht, das sie glauben lässt und durch die Nacht führt.

Ich glaube an das Göttliche in Mensch und Natur und dass wir eine Verbindung zu ihm herstellen können. Gerade in dieser trostlosen Zeit setze ich mich vor meinen Altar, starre in die Kerzenflamme oder schließe die Augen und versuche wiederzufinden, was im Alltagsstress oft verloren geht. Immer noch muss ich mich dazu aufraffen, sitze ich jedoch erst einmal, genieße ich diese Zeit, ob sie nun fünf oder dreißig Minuten dauert. Ich komme zur Ruhe und auf neue Ideen, erinnere mich an etwas, schaffe Raum - und manchmal gelingt es mir tatsächlich, mich ganz in ihn hinein zu weiten. Dann spüre ich für einen kurzen Moment diesen großen Frieden, von dem die Mystiker sprechen - leer, einfach und frei. An anderen Tagen sind es innere Bilderwelten, die ich aufsuche. Ich spreche mit meiner Inneren Führung und gewinne eine Erkenntnis. Nehme einen Satz oder ein Gefühl mit, die mich weiterbringen.




Die Weihnachts- und Winterzeit schätze ich als eine Zeit, in der diese Art der Einkehr Raum hat. Oder immer mehr Raum finden sollte. Auch wenn es allzu einfach oder gar kitschig klingt, ich glaube fest daran: Es ist deshalb so dunkel und kalt, damit wir Licht und Wärme in uns selbst finden, aus uns selbst heraus gebären müssen. Wenn das Außen leer und unwirtlich wird, ist es Zeit, nach innen zu gehen. Dort liegt der Schlüssel, der Anfang.
So beobachten wir es ja auch in der Natur: Die Pflanzen ziehen ihre Lebenskraft unter die Erde ganz in ihre Wurzeln zurück und ruhen aus. Die Samen gehen in den Boden ein. Aus beidem kann im Frühjahr neues Leben sprießen.




Leider wird uns dieser notwendige Rückzug oft erschwert: Trotz schwindender Sonne und Lebenskraft muss in der modernen Welt im Winter genauso viel gearbeitet werden. Und gerade zu Weihnachten nehmen in Vorbereitung des Festes Pflichten und Besorgungen noch zu - und auch der Druck, es zu etwas Besonderem zu machen. Damit ist Weihnachten für Viele zu einer Umkehrung dessen geworden, für das es eigentlich steht.

Manchmal mache ich mir Sorgen, dass in Zeiten des Klimawandels auch die Natur in ihren natürlichen Rhythmen gestört wird.
In der Vergangenheit gab es im Dezember vielleicht auch mal krasse Ausreißer in die zweistelligen Plusgrade.
Aber einen anhaltend so warmen Winter (und auch Herbst) wie in diesem und letztem Jahr gab es nicht. Natürlich hat das seine Vorteile, was Anfahrtswege, Heizkosten - und Körperempfindungen :-) angeht.
Aber für Tiere und Pflanzen muss dieses Gefühl von Immer noch Herbst? Schon wieder Frühling? verwirrend sein. Sträucher treiben ständig neu aus, Frühlingsblüher erscheinen, Tiere finden nicht in den Winterschlaf. Unter einer dichten Schnee- und Eisdecke, sagt man, ruhe die Natur sich aus. Aber bisher gab es kaum Frost, die ersten und einzigen Schneeflocken dieses Winters waren rasend schnell wieder weggetaut.





Meine weihnachtlichen Gefühle hängen auch mit dem Wetter zusammen. Irgendwas hat es doch, wenn einem auf dem Adventsmarkt vor Kälte beim Essen fast die Finger abfrieren und der Glühwein von allen Extremitäten heiß ersehnt wird, oder ?
Wenn man die Mütze tiefer ins Gesicht zieht und sich später glücklich wieder in die warme Stube flüchtet ?

So geschehen am allerersten Adventswochenende, als Martin und ich auf dem kleinen, feinen Weihnachtsmarkt auf dem Apfeltraum Hof unsere Produkte anboten - und selbst so manches regionales, biologisches, handgemachtes Schmankerl für unsere Lieben - oder uns selbst erstanden. - (Ich u.a. lokal produziertes Leinöl, Apfelringe, Soßen und Pestos und den handgeschnitzten kleinen Weihnachtsbaum auf dem Foto oben.)
Das war schön: Liebevolle Stände, interessiertes, nettes Publikum in Kauflaune, der tolle Gastgeberhof. Und ein klirrend kalter Tag !  Als ich meinen Rundgang machte, saßen die Flüchtlinge aus dem angrenzenden Heim alle dichtgedrängt am Feuer. Sie müssen es noch frostiger als wir empfunden haben. Wobei - wenn es so weiter geht - sind auch wir hier gar nichts mehr gewöhnt und erfriern bei jedem Anflug von Minusgraden.




Da es weiter weit über Null bleiben soll, wird die richtige Weihnachtsstimmung dieses Jahr wohl auf sich warten lassen. Aber ich konzentriere mich einfach auf all das andere Wunderbare dieser dunklen, hellen Zeit, von dem ich heute erzählt habe.

Ich wünsche Euch, dass auch Ihr über die Feiertage zu etwas Ruhe und Besinnlichkeit findet.

Frohe Weihnachten ! Frohe Einkehr ! Eine frohe Wieder-kehr des Lichts... !



Montag, 15. Dezember 2014

Wort zur Woche: Stille Wälder


"Nutze die Talente, die du hast. 
Die Wälder wären sehr still, 
wenn nur die Begabtesten sängen. "

Henry van Dyke
 




Freitag, 12. Dezember 2014

Gut getan: FreiTanzen...

Ich möchte die neue Rubrik "Tat des Tages" gerne fortsetzen, aber unter dem obigen, etwas veränderten Namen. "Gut getan" - diese Formulierung gefällt mir in ihrer Doppeldeutigkeit besser. Sie wiegt nicht so schwer wie eine Tat des Tages, sondern konzentriert sich ganz auf das Wohlergehen aller Beteiligten...

Gestern hab ich etwas für meinen Körper getan, vor allem er war beteiligt !

Zwei mal im Monat nutzen ein paar Tanzbegeisterte einen der ausladenden Seminarräume der Kommune zum "FreiTanzen". Ganz unkompliziert bringt jeder ein paar tanzbare Lieblingstitel mit. So entsteht ein buntes Potpourri an Klängen und Rhythmen, das überrascht und einlädt zu immer neuer, immer anderer Bewegung.
Ob Tango oder Rock, Elvis oder Shakira, bekannt oder nicht: Musik erklingt - und wir tanzen einfach !
Jeder für sich, aber auch mal zusammen - ganz wie man gerad will und wonach einem ist.
Das ist Disko ganz bodenständig und unkompliziert. Ohne Aufwand und Ausgehfeeling. Direkt und umsonst. Und mit ganz viel Raum !

Meist sind wir nicht viele. Gestern war ich zuerst sogar ganz allein, weil die Initiatorin krank darniederlag.
Aber ich tanzte einfach trotzdem ! Und plötzlich und unvermutet, stießen nach einer Stunde noch Zwei (das Paar Olaf und Frieda) dazu und der Abend verwandelte sich noch mal.
Kurios: Die Zufallssuche nach schönen Musiktiteln auf Olafs 350 songstarken USB-Stick: Per Knopfdruck ins Blaue... Berührend: Behutsames Kennenlernen - mal nicht so sehr über Worte als über gemeinsame Bewegung und die mitgebrachten Klänge...

 



Tanzen


Voller Kraft
spüre ich die Erde
das Holzparkett
unter meinen Füßen
die leichte Luft,
den Raum um mich her

Ganz Ohr
lasse ich mich ein
auf all die
lebendigen Lieder

Und schwinge, fliege!
zucke, kreise,
gleite, spring und weh'...
Tanze
stakkato, piano, forte...
Traue mich
gewahr

Stimme, Trommel
Tönetosen
treffen
Muskeln, Sehnen
Knochen, Haut
Verlocken, massieren,
schütteln sie

Bis ich
bis mein Jetzt
bis meine Seele
ganz dieses
Schütteln geworden ist
und ich
wild und
wach
und frei



Montag, 8. Dezember 2014

Wort zur Woche: Buchstaben...


“Gibt es etwas schöneres auf der Welt als Buchstaben? 
Zauberzeichen, Stimmen der Toten, Bausteine für wundersame Welten, 
besser als diese, Trostspender, Vertreiber der Einsamkeit. 
Hüter von Geheimnissen, Verkünder der Wahrheit…” 

Cornelia Funke




 

Samstag, 6. Dezember 2014

zum trost


weißt du
ich lebe noch
der schmerz
hat mich nur
stärker gemacht

weißt du
ich lebe noch
die angst
hat mich nur
bewusster gemacht

weißt du
ich lebe noch
erwachsen
wurde ich
durch die krisen

ich lebe
und ich lache noch
weißt du
weil ich
manchmal weine






















© Gedicht by Vilwarin 1999 
© Zeichnung by Vilwarin 2013



Mittwoch, 3. Dezember 2014

Ganz nah: Frost

Lange ließ er auf sich warten. Dann, eines kalten klaren Morgens war er da. Fühlbar. Sichtbar. Der erste Frost.
Blätter und Gras von zarten weißen Linien umrandet. Kleine Pfützen, mit brüchigem Eis überzogen. Der Garten - erstarrt und still erfroren.

Doch das schönste, was ich sah, war dieser Austernpilz.

Martin hatte mir seinen Namen verraten - denn mit Pilzen kenne ich mich kaum aus. Und Kalle ließ mich einen Bissen kosten, nachdem er ihn - und zwar noch am selben Tag! - für die Kommune geerntet und zubereitet hatte.

Ich hatte das Glück, dieses Gebilde - so kurz vor seinem Ende - noch einmal zu betrachten. Und ja: zu ver-ewig-en. Ein Austernseitling, weitläufig und wild gewachsen. Und so wunderbar, so einzigartig vom ersten Frost gezeichnet.






Montag, 1. Dezember 2014